1. Mai Feier 2018
Kampf um Lohngleichheit im Brennpunkt
Die politische Linke des Bezirks hat gestern im Stäfner Restaurant Rössli den Tag der Arbeit gefeiert. SP-Nationalrat Thomas Hardegger sowie Elena Marti, Gemeinderätin der Grünen in Zürich, teilten dabei ihre Gedanken zum andauernden Kampf um Lohngleichheit.
Die Stimmung im Saal des Restaurants Rössli in Stäfa war am Nachmittag am 1. Mai locker und friedvoll. Bei Kaffee und Kuchen tauschten sich die rund 60 anwesenden Gäste bereits rege untereinander aus, ehe sie von Rafael Mörgeli, Bezirkspräsident der SP Meilen, zur diesjährigen Feier begrüsst wurden.
Dieser schilderte seine persönliche Erfahrung, dass das Problem der Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen vor allem in den Köpfen der Ersteren noch immer wenig vorhanden sei. «Die Frauen haben es schon lange begriffen. Wir Männer müssen umdenken», appellierte er, um danach Elena Marti auf die Bühne zu bitten.
Umdenken auf allen Ebenen gefordert
Die Gemeinderätin der Grünen aus Zürich stieg sogleich ins Kernthema ein: Noch immer würden Frauen rund 20 Prozent weniger verdienen als Männer. Die Problematik: Oft sei diese Lohnungleichheit durch fehlen- de Arbeitserfahrung begründet. Aufgrund des Nachwuchses wür- den Frauen benachteiligt oder würden gar aus dem Berufsleben ausscheiden. «Was es braucht, sind mehr Teilzeitstellen sowie mehr Kinderbetreuungsplätze», sagte die Rednerin der Grünen.
Nur so sei es möglich, alte Gesellschaftsstrukturen zu durch- brechen. Dabei gehe es nicht ein- mal um Mann und Frau, sondern darum, dass die eine Hälfte der Gesellschaft gegenüber der anderen klar im Nachteil sei. «Der
Kampf um Lohngleichheit ist kein einsamer Kampf der Frauen, sondern ein Kampf aller.»
Da die politische Rechte jeglichen Fortschritt in der wirtschaftlichen Gleichstellung der Frau verhindere, gebe es nur drei Optionen für die Weiterführung des Kampfes: erstens die Kommunikation auf gesellschaftlicher Ebene, zweitens selber als Geschäftsinhaber proaktiv zu agieren sowie drittens: «Mit voller Überzeugung Links-Grün zu wählen.»
Ein Umdenken, so Marti, müs- se denn auch bei den verschiede- nen Berufssektoren stattfinden. Es sei eine gesellschaftliche Wertung, wenn im Finanzsektor tätige Menschen höher gewertet würden – als beispielsweise solche im Bau, in der Pflege oder im Detailhandel. Zum Schluss führte die Jungpolitikerin an, auch die Möglichkeiten zur Weiterbildung müssten neu durchdacht werden. Bildungsgerechtigkeit sei des- halb genauso wichtig.
Für eine soldarische Gemeinschaft
Thomas Hardegger begann seine Schlussrede mit der Aussage, dass das Feiern des Tags der Arbeit und somit des Zusammen- halts auch heute von grosser Bedeutung sei. Die Wahlerfolge im Frühling hätten der SVP emp- findliche Niederlagen zugefügt, dennoch habe der jahrzehntelan- ge Einfluss der SVP vor allem vie- le Landsgemeinden nachhaltiger verändert, als es der Linken lieb sei. «Unser Einsatz für solidarische Gemeinschaft wird deshalb noch länger dauern», erklärte Hardegger.
Die heutige «Politik der leeren Kassen» habe eine «schlimme Auswirkung» auf den gesell- schaftlichen Zusammenhalt. Die Angst, nicht am gemeinsam er- arbeiteten Wohlstand partizipieren zu können, lasse sich leicht als Panikmache verbreiten. Diese Entsolidarisierungswelle, so Hardegger, sei mit ein Grund, weshalb der Kampf um Lohngleichheit verzögert, torpediert, gar verhindert werde. Hardegger ist sich mit Marti einig: Von der Lohnungleichheit sind alle betroffen. Er forderte deshalb die Anwesenden auf: «Wir müssen uns mobilisieren.» Und fügte hoffnungsvoll an: «Gemeinsam schaffen wir das!»